Mai 2018
Abstract: Unsere Sehnsucht führt uns in Süchte – oder in die Liebe, je nachdem, wie wir mit ihr umgehen. Sie verführt uns dazu, uns einzulassen, auf Dummheiten oder Schönheiten, auf Wesentliches oder Banales, je nachdem. Letztlich, wenn wir reif werden, führt die Sehnsucht uns über alles hinaus, ins Grosse, ins Unermessliche, dessen Ruf eh durch unser ganzes Leben hallt, um sich am Ende mit unserem Tod durchzusetzen. Aber um in diesem endgültigen Flug bestehen zu können, ist es wichtig, einen guten Boden zu schaffen, von dem aus wir abfliegen können. Eine Heimat. Das beinhaltet den beschwerlichen Prozess der materiellen Existenz zu meistern: Geschäfte gründen, Häuser bauen, Kinder kriegen. Die Liebe, die wir konkret ins Leben bringen, umgibt uns am Ende. Sie wird unser Zuhause. Sie trägt uns auch. Von diesem Fundament aus können wir uns getrost für das Grosse, für das Unermessliche öffnen. Die Liebe ist die Heimat, die uns hält, so dass wir nicht verloren gehen dabei.
Die Liebe und der Tod gehen deswegen Hand in Hand, weil erstere uns letztlich ins Unermessliche katapultiert. Die Liebe ist ein Prozess des kontinuierlichen Sterbens. Sie hilft uns, allem abzusterben, was vergänglich ist, was nicht ewig ist. Schliesslich fällt alles von uns ab, was sie nicht ist. Darum sind der Tod und die Liebe eines.