Juli 2017
Abstract: Machen sich Menschen auf für den Weg der Selbsterkenntnis, erwachen sie dafür, sind sie anfänglich oft begeistert und machen schnelle Fortschritte. Irgendwann holt sie aber ihr Lebensthema ein, das bei vielen im Bereich der abgewehrten Gefühle liegt. Sie bleiben stehen und ein Durchbruch ins Innerste, der zu Beginn so greifbar schien, rückt wieder in weite Ferne.
Natürlich gibt es auch Menschen, die bezüglich ihres Lebensthemas bereits in den abwehrenden Gefühlen hängen bleiben. Eifersucht, Besitzdenken, Kontrollbedürfnisse, Konkurrenz und Neid, die einfach nicht losgelassen werden können, sind da „beliebte“ Renner. Es ist aber zu erwarten, dass Menschen, die schon etwas reifer sind, sich eher zur Selbererkenntnis hingezogen fühlen, und deren Hauptauseinandersetzung sind doch eher die tieferliegenden Gefühle.
Was uns in diesem Sinne reifer oder unreifer macht, darüber kann man wohl nur spekulieren. Offensichtlich ist, dass es da Unterschiede gibt, die man bereits in Kindern beobachten kann. Allein in einer Familie, in der alle Kinder ähnlich gewachsen sind, finden sich da riesige Differenzen. Tragisch für die „reiferen“ Menschen ist der Umstand, dass sie am „dümmste Ort“ des ganzen Entwicklungsprozesses aufgehalten werden, da, der Last der abgewehrten Zustände auf Dauer ausgesetzt zu sein, doch äusserst kräftezehrend ist. Menschen, die mit diesen abwehrenden Gefühlen länger bis endlos lang zu ringen haben, kommt es dann oft vor, als hätten sie besser gar nicht erst mit Selbsterkenntnis begonnen, da es ihren Mitmenschen, die in der Anpassung gefangen bleiben, offensichtlich – jedenfalls oberflächlich gesehen – besser zu gehen scheint. Die Angst vor den tieferen Schichten in uns überwunden und die wilden Reaktionen aus den abwehrenden Zuständen weitgehend aufgegeben zu haben, feit uns nicht davor, einem grossen Leidensdruck durch die abgewehrten Gefühle ausgesetzt zu sein, ja, gewissermassen das ganze abgewehrte Leid der Menschheit tragen zu müssen.