Newsletter 5/2023 - Schicksal
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Oktober 2023
O
hne auch nur
das Geringste zu tun,
sitze ich und warte,
was geschieht.
Das, was geschieht,
ist vorgesehen,
ist Schicksal,
unabänderlich.
Alles Tun beeinflusst
Schicksal zum Schlechteren.
Alles Nicht-Tun
erlaubt Schicksal,
sich ungehindert zu zeigen.
Ohne Einmischung
entfaltet sich
alles zum Guten.
Gelassen blicke ich
meinem Schicksal entgegen.
Was soll mir geschehen,
was nicht geschehen muss?
Was soll mir übel,
solange ich mich nicht sträube?
Was soll mich erreichen,
wenn nicht das Beste? (1)
Krieger haben nichts zu fürchten. Nichts auf jeden Fall,
was ihnen ihr Schicksal nicht zugedacht hat.
Liebe Leser
Denkt ihr auch manchmal über euren Schicksal nach und wieso eurer Leben so ist, wie es ist? Oder hadert ihr zuweilen mit dem, was euch von dem ganz Grossen bestimmt wird?
Ich habe mich oft, seit dem letzten Newsletter, mit einem gewissen Widerstand gegen mein Schicksal ertappt, was ich sonst so nicht kenne. Vor allem während meines Aufenthalts in den Tessiner Bergen, dort wo die Trauer und die Wucht des Verlustes meines Bruders am stärksten ist, habe ich es als «unrecht» empfunden, dass er mir genommen wurde, und ich alleine mit all dem Materiellen, mit der Verantwortung, der Ohnmacht und dem Schmerz für die schwierige familiäre Situation alleine geblieben bin.
Alleine auch, weil das Schicksal mir die lang ersehnte Liebe meines Lebens zuerst geschenkt hat, um sie mir nach nur dreieinhalb Jahren wegzunehmen. Nicht, dass Samuel mir jetzt beim Sägen einer Lärche hätte helfen können, aber manchmal hätte ich nur eine Schulter gebraucht, auf der ich hätte weinen können.
Zudem musste ich in den letzten Wochen wieder einmal feststellen, dass der liebe Gott mich «schwarz-weiss», «alles oder nichts» gemacht hat, unvermeidlich kompromisslos in so vielen Aspekten, wie die Ehrlichkeit, die Treue, und vor allem die Liebe, womit ich überhaupt kein Problem habe, was aber mein Leben prägt und bestimmt und nicht nur einfach macht.
Ich möchte aber meinem Schicksal gegenüber nicht undankbar sein. Ich führe ein erfülltes, glückliches Leben, in dem ich viel Liebe habe. Und… ich hätte auch als Mädchen in einem indischen Slum zur Welt kommen können… Es gibt aber nun manchmal Situationen, die ich anders gewollt hätte…
«Stell dir vor, das Schicksal hätte dich vergessen!» - soll einmal Samuel gesagt haben. Soll man jetzt ein Autoritätsproblem mit dem Schicksal haben, weil es einen nicht besonders fordert? Oder ist es eine Ehre, besonders vom Schicksal gefordert worden zu sein? Vielleicht nur ein magerer Trost, aber es ist unbestritten, dass man aus den Schlägen und Widrigkeiten des Lebens auch viel lernen und auch noch daran wachsen kann, sofern man das will und man sich nicht in ein Opferschneckenhaus zurückzieht.
Also, einfach dem Unausweichlichen zuversichtlich folgen, das Leben so nehmen, wie es einem bestimmt ist. Es macht überhaupt keinen Sinn, Widerstand zu machen oder Angst zu haben. Es ist schon alles im Buch des Schicksals geschrieben. Und wenn man eh nichts dagegen tun kann, wieso denn nicht freudig dem entgegen gegen und das Beste daraus machen?
Es hat auch etwas Schönes, Magisches, dem Unausweichlichen zu folgen, auch etwas Einfaches: Da ist für einmal etwas, was für mich die richtigen Entscheide trifft, ganz im Sinne eines grösseren universellen Plans.
Romina Mossi
mit Danièle Nicolet Widmer und Marianne Principi
Neu informieren wir Interessierte 1-2 jährlich per E-Mail über unser Seminarangebot. Ihr könnt euch hier eintragen:
https://hof-zur-kirschbluete.ch/de/seminare_programmuebersicht.
Der erste Newsletter von Juni 2023 findet ihr
hier.
Die Programmübersicht mit den Angeboten bis Ende 2023 und für 2024 findet ihr jeweils hier:
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Bevorstehende Termine des Hofs zur Kirschblüte
- Im November 2023 treffen sich die Krieger und Kriegerinnen zum dritten Mal im Seminar "Der Kriegertrupp (über das erwachte Herz, das
Gehirn als Sinnesorgan, Meditation und das Spirituelle Träumen)".
- Im Dezember feiern wir Weihnachten mit dem Thema "Magie" in der Seminarreihe
"Das Allerinnerste – Vom Duft des Ankommens".
- Im Januar 2024 ist Danièle im Vogelsberg/Hessen für ein Seminar über die Tiefendimension in der Meditation
(in Zusammenarbeit mit Gosia und Rolf Harms)
- Im Februar 2024 beginnen die Online-Meditationen zum Thema "Spirituell-Magisches Träumen", als Vorbereitung für die 3-jährige Ausbildung im „Spirituell-Magischen Träumen“ (voraussichtlich ab 2025/2026)
- Im April 2024 findet wieder aufgrund grosser Nachfrage ein Seminar zum Thema Zärtlichkeit.
- In Kolumbien werden wir wieder im Oktober 2024 sein, in Indien wieder im Dezember 2024, in der Wüste im Frühling 2025.
Dieser Newsletter kann auf der Website des Vereins "Samuel Widmer Nicolets Erbe" (
https://samuel-widmer.org/de/news) kostenlos abonniert werden.
Auf der Website des Vereins findet man ebenfalls alle alten Newsletter mit Texten von Samuel Widmer, sowie Samuels Briefe (auf Deutsch, Englisch und Türkisch) an die Freunde der Bewegung der Selbsterkenntnis.
Die Newsletter findet ihr auch auf der Website der Praxis Hof zur Kirschblute (
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(
https://gemeinschaft-kirschbluete.ch) oder auf dem Facebook-Kanal der Kirschblütengemeinschaft (
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Aus: Samuel Widmer Nicolet: Vom Allerinnersten, Meditationen, Basic Editions, 2005
Was ist eigentlich Schicksal?
Ist Schicksal ein vorgegebener Plan, dem wir willenlos zu folgen haben? Den wir verwirklichen, ob wir wollen oder nicht, ob wir uns dagegen sträuben oder nicht? Besteht unsere einzige Macht darin, willig und erkennend dieser Berufung zu folgen und dadurch leichtfüssig durchs Leben zu gehen und in Schönheit zu wandeln oder ihr dann widerstrebend zu gehorchen, so dass unser trotzdem unausweichlicher Weg gepflastert ist von Konflikt und Schwere und allen Glanz verliert? Oder ist Schicksal etwas, was wir gestalten durch unsere Willensimpulse, die wiederum unausweichlich gegeben sind? Können wir das Rad des Schicksals drehen, das Blatt für uns wenden? Oder haben wir gar keinen Einfluss darauf, was mit uns geschieht?
Wer von uns konnte denn wählen, in welche Verhältnisse er geboren wurde, welche Fähigkeiten er mitbrachte, welchen Menschen und Situationen er begegnet ist oder in welchen Beruf und welche Umstände er schliesslich gedrängt wurde? Oder wer kann wählen, wann er wieder zu gehen hat? Ist das Ganze ein Wechselspiel zwischen angelegtem, vorgefertigtem Plan und innerem Impuls, der eine gewisse Freiheit und Unberechenbarkeit kennt? Oder ist auch unser späteres Wählen und Entscheiden längst festgelegt, wenn wir hier ankommen? Niemand weiss wirklich etwas über diese Dinge. Sie liegen verborgen im Mysteriösen des Seins, im Unfassbaren, im für den Verstand nicht aufschlüsselbaren Zusammenwirken der Kräfte des Allerinnersten. Beide Betrachtungsweisen freier Wille oder völliges Determiniert-Sein scheinen darin eine Teilwahrheit der letztlich widersprüchlichen ganzen Wahrheit zu verkörpern.
Sicher ist, dass so oder so Schicksal mit Unausweichlichkeit zusammengeht, davon durchtränkt ist. Und sicher ist, dass wir im Allgemeinen die Unausweichlichkeit nicht lieben, ihr zu entrinnen versuchen, wo wir können, davon ausgehen, dass sie etwas Schreckliches sei, überzeugt sind, sie führe uns in lauter Erschreckendes hinein. Und weil wir sie fliehen, weil wir sie meiden, weil wir nicht füreinander gerade darin unsere Heimat bauen, ist es, das Unausweichliche, dort, wo es sich zeigt, im Krieg, in Katastrophen, in Krankheit und Tod, dann tatsächlich ein Schreckliches.
Was ist denn Unausweichlichkeit wirklich? Ist sie tatsächlich bedrohlich?
Was ist Endgültigkeit? Ist sie wirklich ein Todesurteil, etwas Vernichtendes, Zerstörung pur? Oder sind lediglich unsere Bilder, die wir mit ihr verbinden, voller Terror, und sie wäre eine Kraft, die für uns das Gute will? Könnte es sein, dass gerade unsere Abwehr gegen sie die Unausweichlichkeit zu einer unerbittlichen, gnadenlosen Kraft werden lässt, die uns schliesslich in die Knie zwingt mit Krankheit, Krieg und Gewalt, mit Tod und Folter, weil wir ihre führende und gütige Hand nicht sehen? Uns ihr nicht ergeben? Macht unser Widerstand alles, das ganze Leben, zu einer unerträglichen Serie von Schicksalsschlägen, zu einer bedrohlichen Gefahr, so wie die Mauer des Hauses, die uns beschützt, zur tödlichen Waffe würde, wenn wir mit dem Kopf dagegenzurennen begännen? Könnte Unausweichlichkeit, könnte Schicksal ein wunderbares Blühen sein, wenn wir ihm willig und freudig zu folgen bereit wären? Könnte Schicksal, unausweichliches Schicksal die ersehnte Heimat sein, in der alles ins Lot fällt, der einzige Ort, innerlich, in dem es ein Ankommen gibt?
S. 78
Manchmal führt uns das Schicksal in die Entsagung, weil wir daran wachsen sollen, manchmal verwöhnt es uns mit Üppigkeit, weil wir daran genesen sollen. Das Allerinnerste kennt das richtige Mass, auferlegt uns die stimmige Mässigkeit. Wir brauchen nur mit seiner Einladung zu gehen.
S. 92
Was beinhaltet denn das Gefühl des Angekommenseins, der Erleuchtung, wie man es auch nennt? Natürlich ist es ein Einssein, ein ganz Verwobensein mit Ort und Stunde, so dass Zeitlosigkeit und Unabhängigkeit vom Raum sich daraus erheben, ein Verwebtsein mit der ganzen Natur, die einen umgibt, mit den Menschen, den Gegebenheiten, Abläufen, Situationen. Natürlich beinhaltet es auch ein Glücklichsein, ein ganz und gar Einverstandensein mit seinem Schicksal, mit den Linien, die es auslegt in die Zukunft hinein. Alles, was einen berührt, wozu man eingeladen ist, was einen umgibt, empfindet man als Geschenk. Man könnte kein besseres Leben haben, kein anderes wäre denkbar. Es ist eben dieses, das meine, das gegebene, das, was ist. Und in dem, was ist, ist man angekommen, erkennt darin die grösste Erfüllung, das ganze Glück. Natürlich schliesst dies die Verzweiflung und Trauer über das Leid der Menschen nicht aus. Im Gegenteil ist alles Elend des Menschengeschlechts in diesem Glück umfangen. Glück trennt sich darin keineswegs vom Schmerz, sondern ist eins geworden mit ihm.
S. 104
Ist es Schicksal? Ist es Berufung? Ist es so wie Don Juan behauptet, dass die Kraft des Allerinnersten selbst bestimmt, wer gerufen wird, sich aufzumachen, um ein Wissender zu werden? Und dass es eben diese Kraft ist, die in ihrer Unergründlichkeit verfügt, wer wie weit vorangehen darf auf diesem Weg? Wer die Angst überwinden darf, um Klarheit zu finden? Wer die Klarheit niederzuringen lernt, damit er die Kraft gewinnen kann? Wer die Kraft zu überwinden versteht, um ganz zu werden und um schliesslich nur vom Alter und vom Tod dahingerafft zu werden? Ist das Schicksal ungerecht? Kennt der unerklärliche Plan des Ganzen keine Gerechtigkeit? Ist es mit uns Menschen wie mit aller Natur: Wie viele Samen, wie viele Sprösslinge, wie viele Eier wirft jede Art in ihrem Kampf ums Überleben ununterbrochen ins Dasein! Nur damit sie vernichtet werden. Nur damit sich die wenigen Einzelnen durchsetzen können. Sind wir nichts? Als Einzelne nichtig und unbedeutend? Dienen wir nur dem einen, grossen Plan? Oder ist jeder gerufen, hat jeder eine Chance? Und liegt sie vielleicht im Erwachen, das aus dem Erkennen dieser Bedeutungslosigkeit kommt? Wie ein Fels will ich sein, standhaft, kompromisslos, makellos. Diese Kraft des Innersten will ich mir borgen, bis sie mir erlaubt, den freien Flug ins Unermessliche anzutreten. Voller Schönheit und Eleganz und nichtig und unbedeutend wie einer unter Millionen von Samen, von denen nur einer das Ziel erreichen wird.
S. 114
Es ist die höchste Einsicht, dass in der Tiefe des Allerinnersten alles den gleichen Wert hat, dass alle Wege gleich sind, dass jedes Schicksal wert ist, gelebt zu werden, dass alles wunderbares Leben ist, voller Schönheit, voller Sinn, voller innerster Wesentlichkeit, solange es aus dem Allerinnersten, aus der Essenz heraus gelebt wird.
[…]
Im Sein mit dem, was ist, gibt es kein Scheitern. Im wahllosen Beobachten und Nehmen von dem, was ist, ist alles gleich viel wert, hat alles die gleiche Gültigkeit, ist alles unbedeutend oder bedeutend, je nachdem, wie man es sehen will. Daraus, sich gefügig dem zu beugen, was immer ist, ergibt sich ein ganz einfacher, konfliktfreier Weg, eine Entfaltung von Schicksal, die voller Schönheit ist. Und es spielt keine Rolle, wie dieses aussieht. Man hätte es von Anfang an sehen können, denn wahllos zu beobachten, wahllos aufmerksam zu sein, wahllos zu lauschen und zu schauen war der erste Schritt auf dem Weg, und es wird auch der letzte sein. Darin gibt es kein Scheitern. Alles ist immer gerade richtig so, wie es ist, weil es so ist, wie es ist. Man geht damit, richtet sich danach, lebt das Gegebene.
S. 151
Für das Allerinnerste zu erwachen, heisst daher auch, für Mutterschaft und Vaterschaft zu erwachen. Das heisst einerseits, tatsächlich zu einem grundsätzlichen Urvertrauen zurückzufinden, sich der Führung durch die Schicksalskräfte, die vom Unfassbaren ausgehen, wieder anvertrauen zu können, die Schicksalslinien, das Gegebene, das Absolute überhaupt erkennen und sich von diesem Unnennbaren führen lassen zu können. Vor dem Allerinnersten sind wir tatsächlich alle Kinder, dürfen wir auch Kinder sein.
Dies beinhaltet natürlich auch die Lösung eines der grössten menschlichen Probleme, des Autoritätsproblems nämlich. Jedem Autoritätsproblem, das sich in unseren Beziehungen spiegelt und unser Leben so oft erschwert, liegt der grundsätzliche Konflikt mit dem Schicksalsgegebenen zu Grunde, mit dem wir normalerweise in einem Krieg stehen. Nicht akzeptieren zu können, was ist, in Widerspruch zu stehen zu dem, was unabänderlich ist, ist vielleicht das grösste menschliche Problem überhaupt. Immer streben wir nach dem Angenehmen und wollen das Unangenehme vermeiden. Immer versuchen wir, dem unausweichlich Gegebenen zu entrinnen, sofern es uns nicht gefällt, es sich nicht gut anfühlt, und auszuweichen in Illusionen, Träume, Vergnügungen und andere Ausweichmanöver. Dies zeigt sich in unserem Leben in der Regel auf allen Ebenen, in den oberflächlichen genauso wie in den tieferen Schichten, in den Banalitäten des Alltags genauso wie in den tiefen Fragen des Lebens. Im Prozess der Selbsterkenntnis, sofern wir dafür gehen und gewissenhaft darin sind, erschliesst sich uns dann bald die Wahrheit, dass hinter solchem Gebaren immer dieselbe Problematik steckt. Ausweichen wollen wir immer der Einsamkeit, die wir in der Tiefe unserer Seele spüren, unserem grundsätzlichen Alleinsein. Und wenn wir lernen, uns diesen Fakten zu ergeben und sich dadurch das Tor zum Innersten zu öffnen beginnt, erkennen wir schliesslich, dass wir in einem Autoritätskonflikt stehen mit der göttlichen Fügung, mit dem Schicksal, mit dem, was unausweichlich ist und sein will. Wir erkennen dann auch die Fruchtlosigkeit einer solchen Auflehnung, die Dummheit darin und dass wir einen solchen Kampf auf jeden Fall verlieren werden und dass überdies unser Leben voller Konflikt, voller Angst und Leid sein wird, solange wir daran festhalten. Das Sehen dieser Fakten bringt dann die Wandlung, die Ergebenheit, die Hingabe an die Fügung und damit endlich auch die Einsicht in die Gütigkeit des Schicksals, in die wunderbare, unglaubliche und mysteriöse Regieführung des Lebens, welche uns immer und in jedem Moment das Beste bringt. Wir finden zurück zum Urvertrauen, zur Einsicht, dass das Leben immer Recht hat, und lernen, unser Haupt zu beugen vor dem, was grösser ist, unsere Kraft der grösseren Kraft unterzuordnen, die richtigerweise das Sagen hat. Demut kommt daraus. Das Autoritätsproblem ist erkannt in uns und löst sich auf. Endlich finden wir zurück nach Hause, dürfen wir wieder Kinder des Ganzen sein und uns voller Vertrauen an das Wunder der Existenz hingeben, wohlwissend, dass wir es nie werden verstehen können.
Dies ist der eine Aspekt des mütterlichen Prinzips, des väterlichen Prinzips, das vom Allerinnersten ausgeht. Unbeugsam ist seine Kraft. Unerbittlich ist seine Strenge, solange wir uns widersetzen, gnadenlos zerbricht schliesslich jeder an ihm, der auf seinem Widerstand beharrt.
S. 160
Warum sind uns Schicksalsschläge nicht willkommen, die doch von derselben Art sind wie der Einbruch des Glücks, den wir uns ständig wünschen? Oder sind das nur Träume, hätte auch das Glück nicht wirklich Platz bei uns?
Sich zu ergeben, mit dem zu gehen, was ist, eine Bereitschaft und Wachheit zu haben, das Wirkliche ergründen zu wollen, einen wachen und freudigen Forschergeist, dem die Wahrheit immer lieber ist als jede eigene Idee, all das geht zusammen mit einer Haltung der Demut. Schlichtheit und Einfachheit kommen daraus, zwei wunderbare Qualitäten des Allerinnersten, die sich erst finden können, wenn dieser Zustand der Konfliktlosigkeit gegeben ist. Der Autoritätskonflikt mit dem Willen des Ganzen, mit dem Ganzen des Seins muss völlig niedergebrochen sein in einem, durch Einsicht ausgelöscht worden sein. Beobachtung muss so weit gegangen sein, bis die Spaltung zwischen Beobachter und Beobachtetem darin schwindet. Der Konflikt mit dem, was ist, kommt darin vollkommen zu einem Ende.
S. 183
Keineswegs ist es so, dass das Reiche, Üppige das bessere wäre. Der reife Mensch, der weise Geist würde, wenn er eine Wahl hätte, vielleicht das Stille, die strenge Einfachheit, die schlichte Kargheit dem Glück des Reichtums sogar vorziehen. Aber er hat keine Wahl. Seine Reife, seine Weisheit zeigen ihm, dass Unglück aus allem Wählen kommt. Deshalb nimmt er in stiller Lust alles, was das Schicksal bringt, willig an, Freude und Trauer, Fülle und Armut, Krankheit und Gesundheit.
S. 184
Ist es nicht eigenartig, dass wir Menschen so tun, als wäre der Tod ein Fehler, eine Krankheit, als könnten wir etwas dagegen unternehmen? Warum tun wir so, als hätte jemand etwas falsch gemacht, wenn er krank wird und stirbt, vor allem wenn er jung ist? Die Erde kennt keine Überlebenden. Der Tod ist immer überall dabei. Man hat ein Schicksal; und es ist schön, ein Schicksal zu haben. Es ist keine Tragik. Was ist denn falsch daran, früh zu sterben? Wenn der Tod ruft, wer könnte ihm widerstehen? Man kann sich vor allem verstecken, sogar vor den Fakten seines Innern, vor seiner Angst, seiner Einsamkeit, nicht aber vor dem Tod. Ist es nicht eigenartig, dass die Menschen so sehr an ihrer Sicherheit hängen, sich einrichten, als wäre das jeweils Gegenwärtige nicht nur ein flüchtiger Übergangszustand, sondern für immer? Und dies vor dem Hintergrund, der doch jedem offensichtlich sein muss, dass er schon bald, vielleicht schon heute oder morgen, vielleicht auch erst in zwanzig Jahren, aber unweigerlich eine Reise ins absolut Unsichere und Unbekannte antreten wird. Zwischen unserem Leben, an das wir uns klammern, und unserem unabdingbaren Flug ins Unbekannte klafft ein Widerspruch, der grösser nicht sein könnte. Da hinauszugehen — und jedem steht dies bevor — scheint das absolut Andere, das völlig Gegenteilige zu sein im Vergleich zu unserem Leben.
S. 186
Aus: Samuel Widmer Nicolet: Der Gesang des Begnadeten/ von der unendlichen Liebe (The Song of the Blessed One/ about love infinite), Samuel-Shri-Prem-Avinash-Gita, Meditationen, Basic Editions, 2017
Warum sollte ich
aussteigen wollen aus
dem Rad des Schicksals?
Warum sollte ich
den Traum nicht lieben,
den ich träume, der ich bin?
Ist nicht der Traum eins
mit der Quelle, aus der er fliesst?
S. 44
Schicksal ist Unausweichlichkeit.
Weil wir nicht darin
füreinander Heimat bauen,
weil wir es fliehen,
ist das Unausweichliche
dort, wo es sich zeigt,
in Krieg, Krankheit und Tod,
tatsächlich ein Schreckliches.
S. 108
Aus: Danièle Nicolet Widmer: Was macht, dass du so schön bist? Liebesbriefe an ein aufgebrochenes Herz, Basic Editions 2001
Nicht mein Leben ist etwas Besonderes, das Leben ist das Wunderbare; und mein Glück ist es, dass ich es mit all meinen Sinnen empfangen darf.
Das, was mich glücklich macht, ist nicht, ein besseres Schicksal zu haben als andere, sondern dem Leben von Moment zu Moment mein Einverständnis zu geben, was auch immer es mir bringen mag! Widerstandslos mit dem Fluss des Lebens zu gehen, schafft Glückseligkeit.
S. 139
Aus: Samuel Widmer Nicolet: Sag mir Liebste, was ist das Leben? Und sag mir Liebster, was ist der Tod? - Ein Briefwechsel zwischen Liebenden (zusammen mit Danièle Nicolet), Basic Editions, 2003
In der Liebe und im Tod
singt die Ewigkeit ihr Lied
und ihre Töne tropfen wie Perlen
und berühren Beliebigkeit
die darin zu Schicksal wird
das leuchtet und duftet in grosser Schönheit
weil es aus dem kommt
was für immer ist!
S. 234
Aus: Samuel Widmer Nicolet: Die Kriegerschule / Die Kriegertexte, Sachbuch Spiritualität, Basic Editions, 2010
Der Krieger hat Losgelöstheit gefunden. Sie erlaubt ihm das Innehalten. Deshalb beeindrucken ihn die Handlungen der Menschen nicht länger. Er hat keine Erwartungen mehr. Ein tiefer Frieden beherrscht sein Leben. Er weiss, dass sein Schicksal unabänderlich ist und die Herausforderung darin besteht, wie weit er innerhalb dieser Grenzen gehen kann.
S. 24
Die Fröhlichkeit eines Kriegers rührt daher, dass er sein Schicksal akzeptiert hat – und weil er sich aufrichtig auf das vorbereitet hat, was vor ihm liegt.
S. 52
Das Schicksal der Kriegerin ist unabänderlich; nicht um Haaresbreite kann sie es verändern, obwohl sie weint, wenn sie auf ihrem Weg unerträgliche Härte und Qualen findet.
S.56
Jeder Krieger hat sein persönliches Schicksal, welches er in Demut und ohne Anschuldigungen akzeptiert. Erst dann kann die Kraft zu ihm kommen.
S. 77
Aus: Samuel Widmer Nicolet: Liebe - Bilder, Gedichte und kleine Meditationen, Basic Editions, 2014
Wir haben ein Schicksal. Zwar können wir es bejahen oder verweigern. Aber über dies hinaus bestimmt es uns und unser Leben vollkommen. Letztlich bestimmen wir nur sehr beschränkt selbst, was uns beschieden ist. Nicht jeder ist berufen, Kinder zu zeugen. Aber der Welt Geschenke zu machen, dazu sind wir alle aufgefordert.
S. 151
Beziehungsabklärung bedeutet zu schauen, was die Wahrheit, die Wirklichkeit ist zwischen einander. Schaut man dies nur von der Ebene des Beckens, der Anziehung, her oder aus dem Bauch, der Ebene des Willens (was willst du und was will ich), heraus an, dann sieht man noch sehr beschränkt. Um das Schicksalhafte zu sehen, muss man energetisch aus der Herz-Kopf-Ebene schauen, aus dem Grossen. Von dort sieht man zuerst, was man zusammen muss, welches Schicksal man zusammen hat. Das macht dann, dass die Kräfte der unteren Energiezentren, des Willens und der Anziehung, nur anspringen, wenn sie dieses Schicksalhafte unterstützen, fördern, gestalten können. Sonst bleiben sie still, weil sie sonst nur Chaos anrichten würden. Grosse Liebesgeschichten, im Gegensatz zu mickrigen, entstehen aus dieser Schau. Alles ist gross aus dieser Schau, aus der Schau der Liebe und der Wahrhaftigkeit. Wenn du dich dem Grossen verpflichtest, trägt es dich. Dann spiegelt sich in deinen Augen der Himmel, in den dein Kopf hineinragt, und dein Herz ist erfüllt vom Einen, vom Wesen Liebe.
S. 223
Aus: Samuel Widmer Nicolet: … der Tod hingegen ist ein Morgen/ Sterben - Tagebuchnotizen von Samuel Widmer Nicolet, Autobiographisch, Basic Editions, 2015
Erst vor Kurzem erkannte ich in seiner ganzen wunderbaren Tragweite, was ich eigentlich schon immer wusste, dass das Schicksal wirklich immer das Beste bringt, immer das Richtige, dass Befreiung und Freiheit darin liegen, ihm freudig entgegenzueilen, was immer es auch für uns bereitstellt. Ist das Schicksal nicht Ausdruck des „göttlichen“ Plans, der universellen Absicht? Ist es daher nicht eine Führung, der man sich nicht nur vorbehaltlos anvertrauen, sondern der man auch eifrig folgen kann? Ihm mit Zurückhaltung gegenüberzutreten, erschien mir auf einmal völlig absurd. Etwas, was seiner Intelligenz keineswegs gerecht wird. Es kann schon sein, dass das Schicksal uns manchmal hart prüft, und dass es uns, wenn wir endlos den falschen Weg gegangen sind, vor allem auch kollektiv, mal folgenschwer korrigieren muss. Das ist dann zu tragen. Aber ich rede hier von einem Leben, in dem man sich ihm längst nicht mehr verweigert, in dem man längst seine Autorität anerkannt hat. Aber wie viel inniger kann das Verhältnis zwischen Gefolgsmann und Führer noch werden, wenn jener diesen liebt und freudig seinen Vorschlägen folgt. Das erkannte ich plötzlich in all seiner Tiefe.
S. 19
Wir sind mehr ein Wir als ein Ich.
Aber meist identifizieren wir uns mit dem Ich und sehen das Grosse nicht. Wir leben in einem kleinen, beschränkten Raum und haben keinen Überblick. Deshalb sehen wir das Ganze nicht, das uns regiert, die Einheit, die allem zu Grunde liegt. Darum erleben wir unseren kleinen Eigenwillen als allmächtig und haben keine Ahnung vom Schicksal und von den Kräften, denen wir ausgeliefert sind und die uns lenken und bestimmen.
S. 48
Das Schicksal ist zuweilen eine harte Lehrmeisterin. Es prüft uns manchmal gnadenlos. Andererseits verteilt es seinen Günstlingen auch grosszügig Boni und Geschenke. Auch mir wurde solches zuteil. Die Gaben des Schicksals an einen Sterbenden erwiesen sich in meinem Alterungsprozess als der Faktor des unverdienten Glücks, der mir über letzte Hürden helfen will, an denen ich allenfalls sonst gestolpert wäre. Genau im richtigen Augenblick kommt oft eine unerwartete Wende in einem niederdrückenden, hoffnungslos erscheinenden Geschehen, das einen endgültig „bodigen“ will. Und zuweilen leuchtet für einen plötzlich unerwartet der Stern einer neuen Liebesgeschichte oder einer neuen Entwicklung auf, mit denen man niemals gerechnet hätte. So kommt es, dass ich dabei bin, sie auch loszulassen, währendem ich in meinem fortgeschrittenen Alter bezüglich der Sexualität tatsächlich nochmals rauschende Feste feiern darf.
S. 70
Das Schicksal, dessen Bote der Tod ist, hat das Sagen, das Grosse hat die Führung. Nur im Kleinen kann unser Wille handeln. Kleingeistige Menschen sehen nur diesen kleinen Bereich. Für die Kräfte des Schicksals zu erwachen, die uns lenken, öffnet uns für das, was grösser ist als wir, bringt uns die Einladung in dessen Mysterium.
S. 77
Seine Aufgabe zu finden, seiner Berufung zu folgen, ist etwas vom Erfüllendsten in einem langen Menschenleben. Erst das Entdecken dieses Gerufenseins, das Erwachen für die Dimension des Schicksalhaften, des Grösseren, bringt Sinnhaftigkeit in unser Dasein. Vorher hat alles keine wirkliche Bedeutung. Solange unsere Tage freudig und sorglos verlaufen, mag dies keine grosse Rolle spielen, denn Freude und Glück gaukeln uns für sich selbst genügend Sinn vor oder lassen uns durch die Lust, die sie uns schenken, gar nicht danach fragen. Doch sobald uns Schweres trifft, uns Tragen abverlangt wird oder Unglück heimsucht, verlieren wir schnell den Boden, wenn unsere Existenz nicht von Sinn und Wesentlichkeit trieft.
S. 99
Was bringt das Schicksal noch vor dem Sterben? Oder ist das, was es noch bringen will, das Sterben selbst? Sollst du noch etwas erleiden, was dein Lebenswerk für die Nachwelt in Szene setzt, sollst du noch als Märtyrer hinhalten, um einer Sache zum Durchbruch zu verhelfen? Oder masst du dir mit solchen Vorstellungen Unangemessenes an?
Grossen Menschen wie Jesus, Giordano Bruno oder Wilhelm Reich wurde vom Schicksal oft Derartiges auferlegt. Längst wäre sonst für die Menschheit vergessen und verschollen, was sie geleistet haben. Der Wirbel, der um ihr Martyrium abgehalten wurde, verhalf ihren Leistungen erst zum Durchbruch. Anderen wie Krishnamurti, Buddha, Don Juan Matus oder zum Teil wenigstens Bhagwan/ Osho war ein anderes Schicksal beschieden. Sie durften zeigen, wie die Wahrheit, die immer mit Ächtung und Verfolgung zu rechnen hat, auch unbeschadet über die Erde wandeln kann, wenn die Schicksalskräfte ihre Macht gerade in dieser Weise zu manifestieren gedenken.
Fragen wie die obigen, eingangs gestellten beschäftigen einen oft. Was beinhaltet die Aufgabe, die uns noch gestellt ist? Warum zieht uns das Meer des Unermesslichen nicht wieder ab, zurück in die Heimat? Was ist noch zu vollbringen, wenn sogar der Tod selbst zurückweicht, damit es gelingen kann?
Das Alter, ein Nutzlossein in vielerlei Weise, kann andererseits viel tragen, was der Jugend schwerfiele. Die Hektik, die Amokläufe, die wilden Reaktionen haben aufgehört. Gelassen kann das Alter ertragen, was die Jugend noch in Panik versetzt.
Aber was das Schicksal vor dem Sterben beziehungsweise das Sterben selbst noch bringt, kann höchstens dunkel erahnt werden. Das Schicksal ist gerade eben das, was zu leben ist, damit es sichtbar und verstanden werden kann. Es willkommen zu heissen, ihm gelassen entgegenzutreten, ist die Einladung für den Krieger.
Viele Menschen haben kein Gespür für das Schicksalhafte. Sie bewegen sich im kleinen Käfig, in dem die Kräfte des persönlichen Willens dominieren. Sie erwachen nie darüber hinaus. Deshalb können sie gar nicht nachvollziehen, wenn man vom Schicksal redet, von Berufung, von der Aufgabe, die einem gestellt ist. Das Grosse, das uns lenkt, das viel mehr über uns bestimmt als unser eigenes Wollen, entgeht ihrem Blick.
[…] Schicksal ist grundsätzlich etwas Positives. Sofern wir uns nicht dagegen sträuben, es nicht abwehren auf jeden Fall. Die Möglichkeit, das Schicksal zusätzlich auch schmieden zu können, die wir als Menschen mit freiem Willen haben, nutzen wir leider nicht zu unserem Vorteil. Statt es damit erst recht zu etwas Grossem und Schönem zu gestalten, verderben wir es in der Regel mit unserem „Schmieden“. Das, was Schicksal zu etwas macht, das wir am Ende fürchten müssen, das, was dafür verantwortlich ist, dass das Schicksal der meisten Menschen unerträglich schrecklich herauskommt, ist gar nicht das Schicksal selbst, sondern unser Eingreifen darin, da wo wir die Möglichkeit dazu haben.
Unser Schicksal in einem gewissen abgesteckten Rahmen auch schmieden zu dürfen und damit Partner des Quantenfeldes und nicht nur daran Ausgelieferte zu sein, nutzen wir individuell und kollektiv sehr schlecht. So schöne Geschichten, wie sie „das Feld der unbegrenzten Möglichkeiten“, wie es Ulrich Warnke nennt, die Vision, welche der Evolution inhärent ist, bereithält, könnten wir zusammen schreiben. Aber meist ziehen wir es vor, unseren Einfluss in einer Weise zu nutzen, der die gegebenen Potenziale herunterfährt auf Klägliches und Unwürdiges: Dass das Schicksal uns dann nicht hold gesinnt ist, sondern immer furchterregender auf uns ungelehrige Zauberlehrlinge einstürmt, sollte uns dann nicht wundern. Als Schicksalsschlag kommt uns dann entgegen, was zu unserer Erbauung gedacht war.
Die Krieger reden davon, dass sie das Rad des Schicksals mittels eines Aktes ihrer Absicht nicht nur schmieden, sondern gar drehen können. Mein Deal mit dem Tod mag so etwas sein; so habe ich es jedenfalls verstanden.
S. 104
Aus: Samuel Widmer Nicolet: Die Erneuerung von uns selbst und unserer Welt, Briefe an die Freunde der Bewegung der Selbsterkenntnis, Basic Editions, 2018
[Danièle] Wenn man aus dem Sein und nicht aus dem Tun lebt, dann ist die Frage, weshalb man das Schicksal hat, das man hat, unwichtig geworden. Es ist, wie es ist, und im Ruhen im Einen, im Leben aus der Fülle, aus dem Tiefsten und Unerklärlichen, ist das, was ist, nicht länger eine Folge von dem, was man ist und tut. Im einen Jahr werden die Kirschblüten, kaum aufgeblüht, verregnet und vom Frost dahingerafft, im anderen Jahr können sie ihre volle Lebenszeit in sonnigen Tagen und milden Nächten voll ausschöpfen... und es ist keine Frage, weshalb es einmal so und ein andermal anders ist!
Beglückend ist es, in diesem tiefen Raum zuhause zu sein, wo nicht mehr die Gesetze von Ursache und Wirkung gelten, sondern das Leben und das Schicksal ein Ausdruck des Grossen und Magischen, des immer Richtigen und Stimmigen ist. – Das ganze Leben wird zu einer Reise durch die Vielfalt und Grossartigkeit des Seins und der Schöpfung und ist immer wunderbar und herausfordernd zu¬gleich – und auf jeden Fall ein grosses Abenteuer, welches beglückend wird, wenn man sich ihm widerstandslos ergeben kann! Von dieser Ebene aus macht es keinen Sinn, das Leben, das Schicksal in angenehm und unangenehm, richtig und falsch, zu unterteilen.
S. 199
Aus: Samuel Widmer Nicolet: kirschbaumblütenblätterweiss - Die ganz, ganz neue Geschichte (unter Paul Nicolet), Roman, Basic Editions, 1999
"Schau, deinem Schicksal kannst du nicht entrinnen. Es ist zwar weise, die Risiken deines Handelns einzuschätzen und zu kalkulieren, aber das gilt nur im Bereich deines Willens. Im viel weiteren Bereich des Schicksalhaften gelten andere Gesetze. Deinem Geschick kannst du sowieso nicht entkommen. Ausserdem wäre es meist auch schade. Schliesslich ist das Leben auch Fröhlichkeit und Schönheit. Und wenn du dich auf nichts potentiell Gefährliches mehr einlässt, hast du damit, so wie wir uns auf diesem Planeten eingerichtet haben, in der Regel auch das Schöne und den Genuss aus deinem Leben verbannt. Dann bist du so gut wie tot", lachte Sebastian verschmitzt.
[…]
"Wenn du dein Schicksal wegzukalkulieren versuchst, holt es dich trotzdem ein. Der einzige Unterschied ist dann, dass es weniger Spass macht, weniger Lebensqualität beinhaltet", fiel jetzt Celia ein, die ganz aufrecht auf ihrem Meditationskissen sass, die angezogenen Beine locker von ihren langen Armen umschlungen. "Das Schicksal erkennst du an der Art seiner Auswirkungen. Das Leben hat immer recht. Alles dient ihm. Wir sagen doch immer hier, dass Therapie darin besteht, für einen anderen eine Falle zu bauen, in der er sich mit seinen Tricks und Spielen schliesslich verfängt, so dass er das, was er sonst nie eingestehen würde, zugeben muss, sofern er es dann nicht verweigert, was leider die meisten tun", fuhr Celia fort.
S. 112
Nach einer Tat, vor allem auch einer schlimmen, gilt das Gesetz des Schicksals: Das Leben hat immer recht, das, was geschehen ist, wird Schicksal, ist Schicksal, musste unausweichlich geschehen. Es ist jetzt das, was dient.
S. 203
Wirkliche Beziehung ist ohne jedes Bild, weder über sich selbst, noch über den anderen. Beziehung wird dann zur Entdeckungsreise ins Unbekannte, ein sich gegenseitig in jedem Augenblick gerade neu entdecken, neu kennen lernen. Aber darin hat man keine Kontrolle über das Leben, über das Schicksal. Dieses eigentlich Wunderbare macht uns Angst, erschreckt uns. Wir beschränken uns daher lieber auf den kleinen Bereich, den unser Wille tatsächlich beherrschen kann, machen uns vor, das Leben bestehe nur daraus, sei lediglich eine materielle Angelegenheit. Natürlich stimmt es trotzdem nicht. Auch wenn wir es noch so tief verdrängen. Das Leben ist tatsächlich eine viel, viel grössere, gewaltige Bewegung, die uns in Händen hält und nicht wir sie. Sich auf den kleinen Bereich, den der Wille dominieren kann, zurückzuziehen, lässt uns einfach zurück mit einem chronischen Gefühl der Leere, des Mangels, der Unvollständigkeit, der Langeweile. Wir suchen dann endlos wieder nach dem Verlorenen, wieder mit dem Denken, allerdings mit seinem Wollen, das dieses in seinem Bereich aber nicht finden kann, und werden dann irgendwann überrascht vom Leben, das uns überwältigt durch Krankheit oder andere sogenannte Schicksalsschläge und uns daran erinnert, dass es die Macht hat."
S. 246
Beziehungen werden uns geschenkt oder nicht und auch wieder genommen, das ist Teil unseres Schicksals. Wir haben nichts dazu zu sagen. Wir können es zu zwingen versuchen, und Unglück begleitet uns unser ganzes Leben lang. Oder wir können diese Tatsachen sehen und uns ihnen unterordnen, und Glück ist mit uns jeden Tag.
S. 323
"Nicht mit allen ist einem ein konkretes Schicksal beschieden und nicht mit allen für immer. Und schon gar nicht mit allen das gleiche", äusserte sich Sebastian an jenem Abend auf dem Heimweg, zu Anna und Celia.
"Man muss das Schicksal sehen lernen und es nehmen lernen, wie es kommt. Mit vielen ist der Abschied an einem gewissen Punkt des Weges die Wahrheit in der Beziehung. Nur mit wenigen ist man zu einem konkreten Weitergehen eingeladen.
S. 349
Die Liebe schützt das, was zu ihr gehört. Niemand kann dem, was in der Liebe ist, ein Leid zufügen, solange es nicht zu seinem unausweichlichen Schicksal gehört.
S. 385
1)
Aus: Samuel Widmer Nicolet: Der Gesang des Begnadeten/ von der unendlichen Liebe (The Song of the Blessed One/ about love infinite), Samuel-Shri-Prem-Avinash-Gita, Meditationen, Basic Editions, 2017, S. 84